Eigentlich hatte ich mir nach dem 1. Examen vorgenommen, mich frühzeitig um alle Stationen für das Referendariat zu kümmern, da ich dazu neige alles auf den letzten Drücker zu machen und mir diese Eigenschaft schon bei der Praktikumssuche während des Studiums nicht gerade hilfreich war...
Nachdem ich dann auch schon vor meinem Ref-Beginn sowohl die Verwaltungs- als auch die Wahlstation sicher in der Tasche hatte, legte sich mein Anfangseifer.
Was die Anwaltsstation betraf, war ich mir auch nicht sicher, ob ich einen Teil im Ausland absolvieren sollte, ob ich die kompletten 9 Monate in einer Kanzlei arbeiten sollte oder doch lieber "tauchen" sollte.
So sagte ich mir, dass ich mich um die Anwaltsstation erst kümmern werde, wenn ich mit dem Ref. begonnen habe und einen Eindruck vom Ganzen hab.
Das Ref. begann und natürlich hatte man 100 andere Dinge, um die man sich kümmern wollte/musste/durfte. Hinzu kam, dass (fast) niemand aus meiner AG schon einen Platz beim Anwalt hatte, so dass auch der Druck "die anderen haben sich schon alle drum gekümmert" ausblieb.
Jedenfalls haben mittlerweile schon einige aus unserer AG eine Stelle beim Anwalt und auch ich nehme meine freie Zeit (habe ja momentan Urlaub :-) zum Anlass mich bei einigen Kanzleien zu bewerben. Außerdem müssen wir bis Anfang Mai in der Referendarabteilung angeben, bei welchem Anwalt wir arbeiten werden. Bis Mai ist zwar noch etw. Zeit, aber die Zeit vergeht ja schneller als man denkt.
Gestern habe ich also einige Anfragen per E-Mail abgeschickt. Erstmal mit der Frage, ob die jeweiligen Kanzleien für den von mir angestrebten Zeitraum überhaupt Referendare ausbilden. Ich hoffe nun, dass sich die Kanzleien bald bei mir melden werden.
Mit der Anfrage per E-Mail habe ich bzgl. der Verwaltungsstation gute Erfahrungen gemacht. Allerdings erzählte mir eine Freundin letztens, dass es bei ihr mit den Anwälten nicht so gut lief (sie hatte bei den Behörden auch gute Erfahrungen gemacht). Sie hat wohl an die 200 E-Mails verschickt und nur eine handvoll Antworten bekommen.
Na ja, mal abwarten.
Welche Überlegungen sind also anzustellen, bevor man sich bei einer Kanzlei bewirbt?
1. Wie lange möchte man in der Kanzlei arbeiten? Will man überhaupt arbeiten oder sucht man eine Kanzlei, in der man nichts tun muss und sich in Ruhe für das Examen vorbereiten kann?
-> Ich habe mich dazu entschlossen die ersten 3 Monate "richtig" zu arbeiten und für die letzten 6 Monate eine Kanzlei zu suchen, in der ich "abtauchen" und für's Examen lernen kann!
2. Damit einhergehend die Frage: Will man die Anwaltsstation komplett in einer Kanzlei absolvieren oder möchte man die Station splitten?
-> Ich habe mich, aus den oben genannten Gründen, für die 2. Variante entschieden! An dieser Stelle möchte ich aber sagen, dass ich es etw. bedauere, dass die Anwaltsstation direkt vor dem Examen liegt. Ich persönlich hätte gerne 3 Monate in einer Kanzlei und 3 Monate in einem Unternehmen gearbeitet. Aber ich befürchte, dass die dann verbleibenden 3 Monate für eine vernünftige Examensvorbereitung zu kurz sind (jedenfalls für mich)!
Daher habe ich mich jetzt dazu entschieden, micht erstmal nur an Kanzleien zu wenden, auch wenn ich später lieber in einem Unternehmen arbeiten würde? Warum? Weil für eine Stelle in einem Unternehmen auch immer eine bestimmte Note am Ende rausspringen muss und da man nicht weiß, wie es im Examen laufen wird und die meißten am Ende nunmal Anwalt werden, habe ich mir gedacht, dass es auf keinen Fall schaden kann, wenn man mal richtige "Anwaltsarbeit" miterlebt.
3. In welcher Kanzlei möchte ich arbeiten?
Die Frage, ob eine Großkanzlei in Betracht kommt, stellt sich ja für viele schon anhand ihrer Noten nicht! Auch bei mir fielen die Großkanzleien raus (die ich aber selbst mit VB wahrscheinlich nicht angeschrieben hätte).
Bei mir ist es so, dass ich später nicht unbedingt im juristischen Bereich tätig sein will - bin kein Jurafreak (jaaa, ich weiß ... ich hätte kein Jura studieren sollen)! Jedenfalls ist der einzige juristische Bereich, den ich mir für mich später vorstellen könnte, der Bereich: Medienrecht, Gewerblicher Rechtsschutz! Das hat mir schon während des Studiums richtig Spaß gemacht!
Also habe ich etw. gegoogelt und versucht in meinem Umkreis Kanzleien ausfindig zu machen, die sich in diesem Bereich spezialisiert haben. Dann fielen alle raus, die ein Prädikatsexamen verlangt haben (leider einige). Und die übriggebliebenen Kanzleien (waren erstmal nur 5, aber sehr namenhafte) habe ich jetzt angeschrieben.
Hoffe sehr, dass mich eine dieser Kanzleien nehmen wird. Denn alle Kanzleien, die ich jetzt angeschrieben habe, sind in ihrem Gebiet wirklich top und beschäftigen sich ausschließlich mit der Materie, die ich absolut interessant finde.
Bin auch der Überzeugung, dass es gerade in solchen spezialisierten Kanzleien nicht auf die Examensnote ankommt, sondern darauf, ob man wirklich Spaß an der Materie hat, aber wahrscheinlich sehen die Kanzleien das etw. anders.
Hoffe jedenfalls, positiv überrascht zu werden!
Was also, wenn mich keine der Kanzleien nimmt? Dann ist mein Notfallplan: Ich suche mir eine Feld-Wald+Wiesenkanzlei in meiner Nähe und werde mich 9 Monate voll auf meine Examensvorbereitung kümmern!
Hoffe aber sehr, dass ich nicht auf den Notfallplan werde zurückgreifen müssen, da mich die Arbeit in einer Medienrechtskanzlei wirklich sehr interessieren würde und ich dafür auch bereit bin mehr als 1 Stunde zu fahren (einige der Kanzleien,die ich angeschrieben habe liegen z.B. in Köln - von meinem Heimatort 100 km!)!
Also bitte drückt mir die Daumen!