Wednesday, October 12, 2005

Allgemeine Infos zum Referendariat (Konkreter Ablauf der 24-Monate)

Nachdem ich jetzt mehrmals darauf hingewiesen wurde, dass viele v.a. auch Fragen zu dem ganzen Ablauf des Referendariats haben, habe ich mich entschlossen einen kurzen Abriss über den Ablauf des Referendariats in NRW zu verfassen. Im folgenden gehe ich also auf Ablauf, Urlaubsanspruch, Nebentätigkeit, Examensklausuren etc. ein

Ablauf
NRW stellt zu jedem Monat Referendare ein. Im Gegensatz zu anderen Bundesländern kann man also in NRW jeden Monat sein Ref. starten, was eine ungemeine Flexibilität darstellt. Man kann nach dem 1. Examen sich soviel Zeit wie nötig nehmen, um zu entspannen und dann genau in dem Monat mit dem Ref. anfangen, in dem man es geplant hat. Der konkrete Ablauf ist dabei wie folgt:

Monate 1-5 = Zivilstation
Im 1. Monat hat man einen Einführungslehrgang, in dem man grundlegende Dinge wie, wie ist ein Urteil aufgebaut, wie sehen die Klausuren im 2. Examen aus, was ist PKH, wie verläuft ein Mahnverfahren etc. lernt, die für die praktische Arbeit beim Richter wichtig sind. Im kompletten Einführungslehrgang musste ich 13x zur AG, jeweils 4 Std. Die Arbeitsbelastung hält sich im 1. Monat also wirklich in Grenzen!
Am Ende des Monats bekommt man die Zuweisung zum Gericht bzw. zum Richter (man muss sich um diese Station also nicht selbst kümmern)
Vom 2. - 5. Monat hat man dann nur noch 1x die Woche AG. Den Rest der Zeit verbringt man bei Gericht mit Zuhören von Sitzungen bzw. zu Hause mit Ausarbeitung von Urteilen, Voten oder Relationen (die man von seinem Richter als Arbeit bekommen hat). Vorgeschrieben sind 6 Arbeiten, die man während dieser 5 Monate anzufertigen hat - je nach Richter können es aber auch 8-12 werden (da muss man halt etw. Glück haben). Abhängig vom Richter ist es auch, ob man in den Sitzungen "nur" zuhört oder z.B. auch mal eine Beweisaufnahme leiten darf (also Zeugen vernehmen)!
Während dieser 5 Monate schreibt man in der AG Klausuren (bei uns sind es 3, ist aber abhängig vom AG-Leiter) und meißt muss man noch 1 Aktenvortrag halten. Aus diesen Arbeiten ergibt sich am Ende eine AG-Note! Natürlich werden auch die Arbeiten, die man beim Richter fertigstellt bewertet!

Monate 6-8 = Strafstation
Wiederum wird man zugewiesen (muss sich also auch um diese Station nicht kümmern, im Gegensatz z.B. zu Hessen). I.d.R. kommt man zur Staatsanwaltschaft - in manchen LG-Bezirken kann es wohl auch vorkommen, dass man zum Strafgericht kommt, wenn die Kapazitäten bei der Staatsanwaltschaft ausgeschöpft sind. Dies soll aber die absolute Ausnahme sein.
Der Arbeitsaufwand bei der Staatsanwaltschaft soll um einiges höher sein, als in der Zivilstation (näheres kann ich natürlich erst sagen, wenn ich selbst in dieser Station bin) - man muss öfters den Staatsanwalt "vertreten"; - sog. Sitzungsvertretung. Natürlich nicht in irgendwelchen Mordprozessen, aber man muss wie jeder "normale" Staatsanwalt auch Anklageschrift verlesen, Plädoyer halten etc. - man "spielt" quasi den Staatsanwalt!
Den meißten Referendaren macht diese Station am meißten Spaß, aber am Anfang sicherlich auch am meißten Kopfbereiten - denn wer will schon beim 1. Plädoyer über irgendwelche StPO-Fallen stolpern. Daher sollte man sich vorher darum kümmern, dass man einigermaßen fit im Verfahrensrecht ist!
Auch während dieser Station läuft 1x die Woche AG, in der wiederum Klausuren geschrieben werden!

Monate 9-11 = Verwaltungsstation
Hier ist eine Zuweisung möglich, aber nicht zwingend, d.h.: Diejenigen, die sich selbst um eine Verwaltungsstation kümmern, können dort auch ihren Dienst ableisten, es sei denn diese Station kann aus irgendwelchen Gründen nicht anerkannt werden (siehe dazu auch meinen vorherigen Beitrag "Infos zur Verwaltungsstation). Wenn man sich nicht selbst um eine Station kümmert, wird man von der Bezirksregierung zu irgendeiner Behörde zugewiesen!
Diese Station empfnden die meißten als die Langweiligste, da man oft jeden Tag 8 Std. Anwesenheitspflicht hat ohne großartig was zu tun zu haben oder man hat viel zu tun und kommt überhaupt nicht zum Lernen! Auch deshalb ist es ratsam sich selbst um eine interessante Station zu kümmern.
Auch hier läuft die AG wöchentlich weiter!

Monate 12-21 = Anwaltsstation
Nach dem Juristenreformgesetz ist die Anwaltsstation mittlerweile die längste Station - als Begründung wird darauf verwiesen, dass die Mehrheit der Referendare später als Anwalt täig sein wird!
Um die Anwaltsstation muss man sich komplett selbst kümmern, wobei Viele mit "ihrem" Anwalt absprechen, dass sie in den ersten Monaten häufiger kommen und dafür gegen Ende "tauchen", d.h. (fast) gar nicht mehr auftauchen, um sich komplett auf das 2.Examen vorzubereiten!
Das Examen schließt sich nämlich unmittelbar an die Anwaltsstation an. Die 8 Examensklausuren (4x ZivilR, 2x ÖR, 2x StrafR) werden IM 21 Monat geschrieben!

Monate 22-24 = Wahlstation
Auch um die Wahlstation muss man sich selbst kümmern und wie der Name schon sagt, kann man in dieser Station dahingehen, wohin man möchte (sei es Anwalt, Unternehmen, Behörde, Gericht - einfach überall dort, wo Juristen arbeiten)!
Manche nutzen die Wahlstation um ins Ausland zu gehen, da man währen der Wahlstation keine AG mehr hat und so nichts mehr "verpassen" kann!
An die Wahlstation schließt sich die mündliche Prüfung des Examens an! Sie besteht aus einem Aktenvortrag und einem Prüfungsgespräch (ähnlich wie im 1. Examen).
Der Aktenvortrag läuft so ab, dass man 1 Stunde vor Beginn der eigenen Prüfungszeit zu erscheinen hat und eine kleine Akte erhält, die man in dieser Zeit vorbereiten kann. Die Akte kann aus den drei großen Rechtsgebieten sein. Darüber hält man dann - alleine - einen Vortrag von ca. 10 Minuten Länge, in dem man den Tatbestand darstellt und eine rechtliche Lösung entwickelt. Wenn alle Prüflinge das gemacht haben (das heißt für den ersten also nach seine Vortrag ca. 1 Stunde warten!) kommt die normale mündliche Prüfung und hoffentlich hat man dann auch die Referendarszeit von 2 Jahren (einigermaßen) erfolgreich und zufriedenstellend beendet!
Morgen dann mehr zu: Urlaubsanspruch, Nebentätigkeiten, (und ganz wichtig natürlich :-) Gehalt etc!