Sunday, October 30, 2005

1. Mal Aktenlesen

Dienstag war ich also das 1. Mal bei Gericht zum Aktenlesen.

Ich bekam von meinem Richter 5 Akten mit jeweils 80 Seiten im Schnitt.Die Akten sollte ich dann in der Gerichtsbibliothek lesen und wenn ich fertig bin, wieder in sein Büro bringen!Das Aktenlesen hat bei mir gut 2 Stunden gedauert, wobei die Kunst darin liegt, "Unwichtiges" nur zu Überfliegen und sich nicht wirklich jede Seite durchzulesen - dann würde man bei fast 400 Seiten wohl nie fertig werden.Ich habe es so gemacht, dass ich alle Schriftsätze der Parteien relativ gründlich gelesen habe, um einen Eindruck vom Rechtsstreit zu bekommen. Dagegen habe ich die Anhänge wie z.B. Gutachten, Kostenvoranschläge o.ä. einfach nur (wenn überhaupt) überflogen!
Zudem machte ich mir noch kurze (!!!) Notizen zu den 5 Fällen, da ich mir dachte, dass ich bis Donnerstag ansonsten wieder eine Menge vergessen würde.So hatte ich auf meinem Zettel einen kurzen Überblick über den Streitstand, was sich am Donnerstag in der Verhandlung auch als hilfreich erwies, da ich so der Verhandlung besser folgen konnte!
Nach 2 Stunden war ich also fertig mit dem Lesen und ging zum Büro meines Richters - leider war er aber nicht da und da es gerade Mittagszeit war, nahm ich an, dass er in der Mittagspause ist.Daher ging ich mit den Akten zur Geschäftsstelle und fragte da nach, ob sie mir sagen könnten, wann mein Richter wieder in seinem Büro sein würde.Die Geschäftsstellenbeamtin meinte, ich solle ihr die Akten geben und könnte dann nach Hause gehen. Problem war nur, dass am Donnerstag ja meine 1. Sitzung sein sollte und ich nicht wusste, wann und wo ich da zu erscheinen hatte. Da meinte die Geschäfststellenbeamtin, dass die 1. Sache am Donnerstag für 10 angesetzt sei, so dass ich am Besten um 9:45 im Richterbüro auftauchen sollte.
Vorsichtshalber ging ich aber trotzdem zum Richterbüro und wartete auf meinen Richter bis er aus der Mittagspause zurück war. Schließlich war ich mir nicht sicher, ob er mir evtl. noch irgendeine Akte mit nach Hause geben wollte und sonst noch irgendwas für Donnerstag mit mir besprechen wollte. Und da es ja das 1. Mal war und ich den ganzen Ablauf noch nicht kannte, wollte ich kein Risiko eingehen.
Mein Richter meinte aber, ich hätte ruhig nach Hause gehen können. Aber da ich schonmal da war, rief er mich in das Richterzimmer und sagte noch kurz was zu den Verhandlungen. Er ging mit mir dann nochmal mündlich kurz die Akten durch und fragte mich noch einige materiell rechtlichen Dinge zu den Fällen. Als ich zu einigem nicht wirklich was sagen konnte, meinte er, dass ich materiell rechtlich doch eigentlich fitter sein müsste als er, da ich ja gerade von der Uni komme. Das war dann schon irgendwie peinlich, aber es war nicht in einer Art, dass mein Richter mich runtermachen wollte.Dann meinte er noch, dass ich in den Verhandlungen nur dabei sitzen und zuhören müsste. Er würde nicht plötzlich von mir verlangen den Tenor zu entwerfen oder die Beweisaufnahme zu leiten oder Ähnliches.
So konnte ich also recht entspannt den Donnerstag abwarten und ging nach diesem kurzen Gespräch mit meinem Richter, nach 3 Stunden Anwesenheit im Gericht, gegen 13:00 wieder nach Hause!