Saturday, October 22, 2005

Die 1. Klausur

Mittwoch morgen - 8:00! Es war soweit: Die 1. Klausur stand an. Gelernt hatte ich ja nicht viel, also hoffte ich einfach nur, dass materiell-rechtlich nicht etw. "Böses" wie SachenR drankommt :-)

Ausgerüstet mit Palandt, Putzo und Schönfelder ging es an die Akte! Aufgabe: Wer hätte es gedacht - Urteil schreiben!Materiell-rechtlich war der Fall eigentlich in Ordnung: Es ging um Online-Auktionen - ähnlicher Fall ist im Alpmann Skript - BGB AT 1 abgedruckt.Wenn man den Fall kannte, war es also absolut machbar.Mein Problem war nur, dass ich mich an den Fall errinern konnte, aber nicht mehr wusste, wie man ihn löst. Aber man soll ja auch durch eigene Denkleistung zur Lösung kommen und nicht durch auswendig gelerntes Wissen. Jedenfalls war es kein SachenR, so dass ich relativ entspannt ans Werk ging, da ich mir sagte, dass es ja eh erst die 1. Klausur ist und man die AG-Klausuren einfach als Übung sehen sollte!

Erst las ich die Akte 2x, erstellte dann einen Aktenauszug (d.h. man bringt den Sachverhalt in eine gewisse Ordnung - im Gegensatz zum 1. Examen steht der Sachverhalt ja nicht fest, sondern man muss sich ihn selbst erstellen), dann schrieb ich den Tatbestand auf (d.h. man stellt kurz dar, was Streitig und Unstreitig ist und welche Anträge die Parteien stellen). Dann schrieb ich das Rubrum auf (also LG so und so, Im Namen des Volkes, Urteil, Im Rechtstreit der X gegen Y hat das LG aufgrund der mündlichen Verhandlung vom ... durch den Richter Z für Recht erkannt:) - den Tenor (also die eigentliche Entscheidung lies ich erstmal weg, da ich den Hausaufgaben die Erfahrung gemacht hatte, dass man am Ende den Tenor oft noch ändert)! Als nächstes erstellte ich eine kurze Lösungsskizze zu dem Fall (genau wie im 1. Examen) und dann schrieb ich die ausführliche Lösung im Urteilsstil auf! 20 Minuten vor Abgabe (man schreibt 5 Stunden) war ich dann damit fertig und schrieb ganz zum Schluss noch den Tenor hin (also: der Beklagte wird verurteil an den Kläger ... zu zahlen, die Kosten des Rechtsstreits trägt der Beklagte, das Urteil ist vorläufig vollstreckbar)!

Insgesammt kann man zu der Klausur sagen: Sie war fair und wenn man im materiellen Recht fit war, wahrscheinlich sogar ein Geschenk!Da es sich bei dieser Klausur, wie auch bei allen anderen Klausuren die wir in der AG (z.B. als Hausaufgabe) bearbeiten um eine richtige Examensklausur handelte, die schonmal im Examen lief, möchte ich noch kurz meinen Eindruck loswerden:Bis jetzt (also bei den Klausuren, die wir bis jetzt in der AG geschrieben haben - etwa 5) hatte ich den Eindruck, dass die Klausuren im 2. Examen materiell-rechtlich nicht so anspruchsvoll sind wie im 1. Examen. Die Kunst ist eher mit der Zeit klarzukommen und die ganze Sache entsprechend darzustellen, daher sind auf jedenfall diejenigen im Vorteil, die ein solides Wissen aus dem 1. Examen mitbringen. Denn es hilft einem auch nicht viel, dass man Kommentare benutzen kann, wenn man ein gewisses Wissen nicht mitbringt.Dazu ein Bsp.: In meiner Klausur war ein problematischer Punkt die Differenztheorie bei der Schadensberechnung. Ich konnte mich leider gar nicht mehr daran errinern, was dazu materiell-rechtlich "gesagt" wird. Also schaute ich in den Palandt - dort wurde es zwar auch kurz erklärt, aber aus meiner Sicht konnte man mit dieser Erklärung nur was anfangen, wenn man die Grundzüge der Differenztheorie beherrscht!Daher würde ich nicht die These unterstreichen, dass man fehlendes materielles Wissen aus den Kommentaren ziehen kann. Ich hatte bis jetzt eher den Eindruck, dass die Kommenatre einem wirklich weiterhelfen, wenn man die Grundzüge zu einem Problem kennt und nur ein ganz konkretes Problem hierzu nachschlagen will. Außerdem ist zu beachten, dass, selbst wenn etw. im Palandt richtig gut erklärt ist, man während der Klausur im Zweifel keine Zeit hat, sich die gesamte Problematik dazu erstmal zu erlesen!

Fazit: Direkt nach der Klausur hatte ich gar kein Gefühl. Es war nicht so schlimm, wie ich es zwischendurch befürchtet hatte (materiell-rechtlich wie gesagt absolut fair), andererseits weiß man aber auch nicht, was von einem in so einem Urteil alles erwartet wird.Zu Hause habe ich dann am nächsten Tag festgestellt, dass ich doch relativ viele dumme Fehler in die materiell-rechtliche Lösung eingebaut habe ... von daher darf man gespannt sein wie die Klausur ausfallen wird. Nächsten Mittwoch gibt es die Noten!